Rückblick: „Elektronische Patientenakte – digitale Möglichkeiten kennen und nutzen“ mit Georg Holzer am 09.04.2025
„Wer im Alter ein selbstbestimmtes Leben führen möchte, sollte die elektronische Patientenakte (ePA) nutzen können“, betonte Benno Homann in seiner Begrüßung zum GIK-ThemenTreff im April. Diese Einschätzung wurde vom Referenten Georg Holzer, Leiter des AOK-Servicezentrums in Östringen, ausdrücklich bestätigt. Beide unterstrichen die Bedeutung von Informationsveranstaltungen und individueller Beratung, damit Bürgerinnen und Bürger die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten im Umgang mit der ePA erwerben können.

Zwar hinkt Deutschland im europäischen Vergleich bei der Einführung der ePA deutlich hinterher, doch Georg Holzer zeigte sich optimistisch, dass in diesem Quartal alle Versicherten einen Zugang zu diesem digitalen Angebot erhalten. Er wies darauf hin, dass jedes Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse automatisch eine elektronische Patientenakte erhält – es sei denn, man widerspricht dieser Regelung aktiv und schriftlich.
Zugangswege zur ePA: aktiv oder passiv
Da viele ältere Menschen kein Smartphone besitzen oder Schwierigkeiten im Umgang mit digitalen Geräten haben, bieten die Krankenkassen – darunter auch die AOK – zwei Möglichkeiten zur Nutzung der ePA an:
- Aktive Nutzung: Durch Installation der entsprechenden App auf dem eigenen mobilen Endgerät. So kann z. B. die App „AOK Mein Leben“ kostenlos von den AOK-Webseiten heruntergeladen werden. Für den Zugang sind die elektronische Gesundheitskarte (eGK) sowie die Identifizierung über die „AOK-Ident“-App erforderlich
- Passive Nutzung: Durch die Bevollmächtigung einer Vertrauensperson oder eines Leistungserbringers (z. B. Arzt, Pflegedienst). Nach erfolgter Autorisierung werden dann die gewünschten medizinischen Daten in der ePA gespeichert
Die elektronische Gesundheitskarte fungiert dabei als zentraler Schlüssel zur ePA. Die Daten selbst werden in einer gesicherten Cloud gespeichert und können flexibel über verschiedene Endgeräte und von unterschiedlichen Leistungserbringern abgerufen werden
Datenschutz und Kontrolle bleiben beim Versicherten
Georg Holzer betonte mehrfach, dass die Versicherten die volle Kontrolle darüber behalten, wer auf ihre Daten in welchem Umfang zugreifen darf. So kann beispielsweise einer physiotherapeutischen Praxis Einsicht in die orthopädische Diagnose gewährt, der Zugriff auf Informationen zur Zahnbehandlung hingegen ausgeschlossen werden.
Auf Grund gesetzlicher Vorgaben sind die Leistungserbringer verpflichtet einige wichtige Angaben in der ePA zu erfassen, wie Medikationsdaten, Laborbefunde, Befunde aus bildgebender Diagnostik (z. B. Röntgen, MRT), Befundberichte und elektronische Arztbriefe. Darüberhinausgehende Informationen erfordern jedoch die Zustimmung oder den Wunsch der Patienten. Dazu zählen Diagnosen und Befunddaten, durchgeführte oder geplante Therapien. Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen, Behandlungsberichte, Informationen aus DMP-Programmen (chronische Erkrankungen), Daten zu Heil- und Reha-Maßnahmen.
Der Referent wies darauf hin, dass die Eltern über die Vertreterfunktionen die ePA ihrer Kinder bis zum 15. Lebensjahr verwalten können.
Die ePA als Werkzeug für mehr Transparenz und Effizienz
Georg Holzer bestätigte, dass die Einrichtung der ePA an einem mobilen Datengerät aufwändig sein kann. Er wies aber darauf hin, dass die Kassen ihre Mitglieder individuell unterstützen. So bot er ausdrücklich an, dass er bei der Installation des „AOK Mein Leben“ -App behilflich ist und Termine mit ihm in der AOK-Geschäftsstelle vereinbart werden könnten. Grundsätzlich beurteilte er die ePA als einen großen Fortschritt für die medizinischen Versorgung, wobei er besonders folgende Vorteile sieht:
- Alle Gesundheitsdaten an einem Ort gebündelt
- Notfallunterlagen und sonstige wichtige Informationen sind griffbereit
- Vorbefunde sind direkt verfügbar
- Vermeidung von Doppeluntersuchungen
- Mehr Zeit für die eigentliche Behandlung
- Unterstützung einer zielgerichteten Therapie
- Schnellere Übersicht über die Krankengeschichte
- Reduzierung von Fehldiagnosen
- Erleichterter Arztwechsel
- Wegfall von Papierdokumenten
- Bessere Vernetzung von Arztpraxen, Apotheken und Krankenhäusern
Praxiseinblick: Die App „AOK Mein Leben“
Besonders eindrucksvoll war die Live-Demonstration der „AOK Mein Leben“-App. Georg Holzer präsentierte deren einfache Bedienbarkeit und die zahlreichen Zusatzfunktionen wie eRezept, Medikationsübersicht, Vertretungsregelung und Vorsorgeplanung. Die Teilnehmenden nutzten rege die Gelegenheit, Fragen zu stellen, die vom Referenten umfassend und praxisnah beantwortet wurden. Benno Homann sicherte zu, dass auch im HandyTreff der GIK die ePA thematisiert werden wird.
Insgesamt war es eine rundum gelungene, sehr informative Veranstaltung, die vielen Besucherinnen und Besuchern einen verständlichen Einblick in die zukünftige digitale Gesundheitswelt ermöglichte