Rückblick auf ThemenTreff „Altersdepression“ mit Dr. Zerfass am 29.01.2025
„Depression ist eine weitgehend verkannte Volkskrankheit mit einer sehr hohen Suizidrate von ca. 10.000 Toten pro Jahr. Fast jeder fünfte Bürger wird im Laufe seines Lebens von dieser Krankheit betroffen, wobei man bei Patienten ab dem 65 Jahr von Altersdepression spricht.“ – Mit diesen Zahlen verdeutlichte der Psychiater Dr. Rainer Zerfass gleich zu Beginn seines Vortrags die Bedeutung des Themas „Altersdepression“ im Rahmen des Januar-ThemenTreffs der GIK.

Foto: GIK
Definition und Symptome
Ausgehend von der Definition der Weltgesundheitsorganisation (ICD 10, Kapitel V) befasste sich Dr. Zerfass ausführlich mit den Symptomen und der Diagnose von Depressionen. Er betonte dabei, dass die Depression eine psychische Krankheit ist, die sich nicht einfach, z.B. durch einen Blutwert, bestimmen lässt, sondern die Analyse von Symptomen erfordert.
Hauptsymptome einer Depression sind:
• Anhaltende gedrückte Stimmung
• Interessenverlust und Freudlosigkeit
• Verminderung des Antriebs mit erhöhter Ermüdbarkeit (oft selbst nach kleinen Anstrengungen) und Aktivitätseinschränkung
Weitere Symptome sind:
• Verminderte Konzentration und Gedächtnisprobleme
• Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
• Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit
• Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven
• Schlafstörungen
• verminderter Appetit
• Suizidgedanken, erfolgte Selbstverletzung oder Suizidhandlungen
Sehr häufig kommt es auch zu körperlichen Symptomen wie einer starken inneren Unruhe, Gewichtsverlust oder Sexualstörungen.
Dabei müssen für eine Diagnose von Depression über die Dauer von mindestens 2 Wochen mehrere Symptome gleichzeitig vorhanden sein. Die Beurteilung der Schwere und Art einer Depression erfolgt an Hand der Anzahl, Intensität und Dauer der Symptome.
Dr. Zerfass wies auch darauf hin, dass hinter einer Häufung unterschiedlicher, körperlicher Krankheiten (z.B. Magen-, Rücken-, Herz-, Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen) auch eine Depression stecken kann. Man spreche hier von einer „verdeckten oder larvierten Depression“. Besonders bei Betroffenen in höherem Lebensalter sei diese Depressionsform häufig zu finden.
Besonders wichtig war dem Referenten der Hinweis, dass im hohen Lebensalter gleichzeitig mit einer Depression eine Demenz beginnen kann. Oft gehe eine Demenzerkrankung zusätzlich mit einer Depression einher. Dabei sei es nicht leicht zu unterscheiden, ob den Beschwerden alleine eine Depression oder auch eine Demenz zugrunde liegt. Er empfiehlt hier unbedingt eine diagnostische Abklärung durchführen zu lassen. Keinesfalls sollten die Beschwerden nur als normale Alterserscheinung abgetan werden. Er empfiehlt deshalb, Hausärzte zu konsultieren, die über Diagnosen hinaus auch schon fundierte Therapien durchführen können. In schwereren oder diagnostisch unklaren Fällen sollte jedoch die Überweisung zum Spezialisten, einem Nervenarzt oder Facharzt für Psychiatrie, erfolgen. An manchen psychiatrischen Kliniken werden spezialisierte Depressionssprechstunden angeboten. Bei Verdacht auf eine beginnende Demenz empfiehlt er eine Überweisung zu Gedächtnissprechstunden, die in Spezialeinrichtungen angeboten werden. Dort würden Tests und Untersuchungen durchgeführt, u.a. um zwischen einer „gutartigen Altersvergesslichkeit“, einer beginnenden Demenzerkrankung oder einer Altersdepression zu unterscheiden.
Die richtige Diagnose sieht Dr. Zerfass von grundlegender Bedeutung für eine erfolgreiche Therapie.
Therapien
Altersdepressionen seien laut Dr. Zerfass gut behandelbar. Die Aussicht auf eine erfolgreiche Behandlung sei so gut wie bei jüngeren Patienten. Im Wesentlichen würden dieselben therapeutischen Prinzipien zur Anwendung kommen. Die konkrete Behandlung von Depressionen sei abhängig von der Schwere und dem Verlauf der Erkrankung:
• Lichttherapie – bei leichten Depressionen und bei „Winterdepression“
• Psychotherapie – z.B. zur Steigerung von Selbstwertgefühlen oder zum Aktivitätsaufbau
• Medikamentöse Therapie – heute stehen zuverlässig wirksame und nebenwirkungsarme Substanzen zur Verfügung.
• Elektrokonvulsionstherapie (EKT) / Elektrokrampftherapie – bei besonders schweren Depressionen
Von grundsätzlicher, zentraler Bedeutung für eine erfolgreich Behandlung und die Verhinderung von Altersdepression sieht Dr. Zerfass soziale Kontakte möglichst in Verbindung mit geistigen und körperlichen Aktivierungen. Vereinsamung verstärkt depressive Symptome, während regelmäßige soziale Aktivitäten, z.B. Mitarbeit bei ehrenamtlichen Projekten, eine positive Wirkung haben. Manchmal könne auch die Anschaffung eines Hundes helfen. Ein Haustier könne nicht nur Gesellschaft leisten und soziale Kontakte erleichtern, sondern auch zu mehr Aktivität und Struktur im Alltag beitragen.
Fazit: Eine gelungene Veranstaltung
Die Teilnehmer beteiligten sich mit zahlreichen Fragen, eigenen Erfahrungen und Anregungen an der Veranstaltung. Komplexe medizinische Zusammenhänge konnten dabei im Publikumsgespräch mit Dr. Zerfass anschaulich und verständlich vermittelt werden. Die Veranstaltung wurde von den Besuchern als sehr informativ und hilfreich empfunden Besonders erfreulich war das Lob des Referenten: „Die Aktivitäten der GIK sind ein gutes Angebot zur Vermeidung von Depressionen“. Es war eine gelungene Veranstaltung, mit der die GIK einen wertvollen Beitrag zur Aufklärung und Sensibilisierung für das Thema Altersdepression leistete.
Weiterführende Informationsquellen zum Thema Altersdepression
- • Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention (https://www.deutsche-depressionshilfe.de)
- • Alzheimer Forschung – Gedächtnisambulanzen (https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/diagnose/gedaechtnisambulanz/)
- • Deutsche Depressionsliga (https://depressionsliga.de/)
- • Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg (https://www.alzheimer-bw.de/)